Deutschlandradio Kultur hat offenbar eine Serie zu Martin Luther und der Reformation. 2017 nähert sich ja das 500ste Juniläum seines angeblichen Thesenanschlags.
Jedenfalls brachte Deutschlandradio Kultur neulich einen interessanten Beitrag von Martin Lösch über Luther. Lösch kommt zu dem Schluss:
Gesellschaftlicher Fortschritt interessierte Luther nicht
Martin Luther wehrte sich, aber provozierte zugleich die Gegenreformation. Hätte es ohne ihn die Inquisition gegeben, die blutigen Hugenottenkriege oder den Dreißigjährigen Glaubenskrieg, der ganze Landstriche verwüstete? Was also zählt in der Rückschau: der Held des „Hier-stehe-ich-ich-kann-nicht-anders“ oder ein Revolutionär, der rückwärtsgewandt nicht unbedingt das wollte, war er auslöste?
Er war ein Schüler des Mittelalters, mittelalterlicher Mystik, der Unterwerfung unter eine gottgewollte Ordnung. Gesellschaftlicher Fortschritt, wie ihn die Ideenwelt eines Erasmus von Rotterdam verkündet, interessierte ihn nicht. Selbst Kopernikus‘ neue Sicht auf die Gestirne lehnte er als gottlos ab. Bereits vor ihm gab es reformatorische Streiter wie Wilhelm von Ockham, John Wyclif und Jan Hus. Und seine Theologie verträgt sich wenig mit der Renaissance oder dem Humanismus.
Ich wage die These, ohne Martin Luther hätte es keine Gegenreformation gegeben, zumindest aber wäre die Blutspur, die Religionen und Konfessionen hinterlassen haben, nicht so unfassbar tief gewesen. Also, an welchen Martin Luther wollen wir heutzutage erinnern, wenn wir freiheitlich, pluralistisch und tolerant denken?