Jan berichtet, wie sein Vater im Hospiz verrecken musste.
Aufgenommen am 26.07.2020 mit Matthias, Christian, Nico und Jan.
Vortrag von Michael Rux und Merkblatt
Interview mit Elisabeth Kübler-Ross
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Schlagwörter: Hospiz, Hospizbewegung, Ketzer 2.0, Ketzerpodcast, Lebensende, selbstbestimmtes Sterben, Sterbehilfe
14. August 2020 um 18:13 |
Mein Beileid! Auch für die negativen Erfahrungen, die man in so einer Situation nun wirklich nicht gebrauchen kann.
Meine Erfahrung mit Hospizen beschränkt sich auf Mutter und Bruder im Osnabrücker Hospiz (katholisch). In beiden Fällen habe ich – im Gegensatz zum Krankenhaus vorher – positive Erfahrungen gemacht. Die Betreuung von „Patienten“ und Angehörigen dort war vorbildlich, eine „Missionierung“ hat nicht stattgefunden. Das Osnabrücker Hospiz hat allerdings auch einen guten Ruf.
Es kommt anscheinend wohl wieder (wie auch bei anderen „Heimen“) sehr darauf an, welche Einrichtung man erwischt.
15. August 2020 um 00:01 |
Der Kommentar stammt aus meiner Youtube Konversation, da ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt noch lesbare Kommentare auf YT schreiben kann. Ich habe meine Erfahrungen von vor zig Jahren bei m zivilen Dienst in einem Altenheim beschrieben.
Die gesamte Pflege ist ein Problemfall. Hätte ich die Wahl zwischen Pflegeheim und Suizid würde ich ganz klar mir das Leben nehmen, denn im Heim wird man so lange künstlich am Leben gehalten, bis der Körper völlig zerstört ist.
Für das Pflegepersonal stellt sich auch nicht die Frage, ob das schmerzstillende Medikament gegeben wird, oder das lebenserhaltende Medikament, denn ein bereits untergebrachter, bettlägriger Pflegefall ist die profitabelste Situation.
Als ich noch jung war, fragte mich ein bettlägriger alter Mann, als ich mit ihm alleine im Zimmer war (ziviler Dienst), ob ich denn nicht was gegen die ständigen Schmerzen tun könnte, weil er sich nicht traute die Pfleger zu fragen, die haben ihm offenbar schon zu oft gesagt, dass man da nix machen kann, und was soll ich dann machen, warum fragt er mich überhaupt, wenn ich gar keine Macht dazu habe, seine Situation zu verändern, das habe ich mich im Nachhinein gefragt. Mir blieb natürlich nichts anderes übrig, als selbst die Pflerger zu fragen, als Antwort bekam ich dann gesagt, man könne dem alten Mann keine Schmerzmedikamente geben, weil dann die lebenserhaltenden Medikamente nicht mehr wirken würden.
Das hat mich damals innerlich zerbrochen in Kombination mit dem Verhalten der Pfleger, den Pflegefällen ihre Identität zu rauben und deren Willen ständig zu brechen (durch permanente mikroagressive Systematik und die völlige Abhängigkeit der Pflegebedürftigen von den Pflegern).
Wer unter diesen Umständen noch bereit ist zu arbeiten, der trägt seinen Teil dazu bei, dass das System so bleibt wie es ist, oder vielmehr sich noch weiter verschlimmert. Niemals habe ich einen Pfleger gesehen, der sich bei der Leitung der Einrichtung beschwert hätte.
Alles war in bester Ordnung.
(Was für Höllenqualen sich bei WordPress zu registrieren und erfolgreich einen Kommentar zu posten, diese Seite benutzt 25 WordPress Cookies, 18 Google Cookies, 57 Youtube cookies. Ich könnte jetzt noch viel mehr über diese Seite sagen, ich habe wirklich selten eine derart invasive Webseite besucht)
15. August 2020 um 13:32 |
Solche negativen Erfahrungen machen zu müssen, wenn die ganze Zeit und Kraft eigentlich dem Sterbenden gehören sollten, ist schon belastend. Bei den Hospizeinrichtungen gibt es sicher auch positive Beispiele und nicht nur schlechte geführte Häuser mit rüden Personal. Das Problem ist, dass sich hier thematisch mehrere Ebenen verschränken:
– Die allgemeine Pflegesituation in Krankenhäusern, Altenheimen
und Hospizeinrichtungen, die wohl immer schlechter wird
– Ursprünge und Grundlagen der Hospizbewegung
– Die Kluft zwischen Sterbehilfe und Hospiz, die hauptsächlich aus
Richtung der Hospizbetreiber vergrößert wird (um nicht zu sagen,
dass die Sterbehilfe verteufelt wird)
Als gelernter Krankenpfleger kenne ich Elisabeth Kübler-Ross und ihre Sterbephasen noch aus dem Krankenpflegeunterricht. Das wurde uns völlig kritiklos vermittelt und als Stand der Wissenschaft präsentiert. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Thesen der Dame gab es nicht. Nun war meine Ausbildung in den 90igern, ich weiß natürlich nicht, wie es heute ist.
Freundliche Grüße
15. August 2020 um 15:37 |
Ich habe positive Erfahrungen mit einem DRK-Hospiz gemacht. Die Einrichtung gehört zu einem DRK-Krankenhaus und ist auf dem gleichen Gelände. Daher war das mit den Ärzten auch gut geregelt. Das Hospiz befindet sich in Neustrelitz (MV) und da in Ostdeutschland die Kirchen sowieso eine untergeordnete Rolle spielen, gab es dort weder Pfarrer noch sonstiges Religionszeug.
16. August 2020 um 20:48 |
Mein Beileid, Jan.
17. August 2020 um 12:33 |
Vielen Dank, Jan, für die bewegende Schilderung.
In meiner (Olivers) Verwandtschaft gab es vor kurzen einen ähnlichen Sterbefall, bei dem die geltende Rechtslage Chaos verursacht und unnötiges Leid erzeugt hat. Spricht man das im Freundeskreis an, kommen die meisten Leute mit ganz ähnlichen Erfahrungen — das Tabu auf dem Thema Tod sorgt dafür, dass sich keine öffentliche Meinung zum Sterbeverbot durch die Kirchen/Staatsparteien bildet. Umso wichtiger sind Beiträge wie Jans Erfahrungsbericht.