Hier der Mitschnitt unserer heutigen Ketzersitzung (2 Stunden 59 Minuten):
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Themen:
0:40:24 Dummer Anruf
0:58:08 BGH-Präsidentin Bettina Limperg untergräbt das Vertrauen in den Rechtsstaat
1:05:58 Scheinselbstständigkeit beim Erzbistum Freiburg?
1:20:05 Streaming-Stunt: Die Netflix-Miniserie „Unorthodox“
1:33:36 Eine kleine Demütigung für die Kirche
1:34:57 Highlights aus einem Interview mit Heinrich Bedford-Strohm und Thomas Sternberg
2:13:19 Kirche verblödet: Das Märchen vom Goldenen Kalb
2:26:10 Margot Käßmanns neue Sendereihe „Mensch Margot!“
2:57:10 Schlauer Spruch
8. Juni 2020 um 14:22 |
Konnte leider diesmal nicht im Chat begleiten.
Zur Scheinselbstständigkeit beim Erzbistum Freiburg.
Ein Kirchchor probt einmal die Woche, sagen wir 1,5 – 2h. Lassen wir dem Chorleiter noch 2h Vorbereitung, macht ein Arbeitspensum von 4h/Woche. Dazu kommen Auftritte des Chors an Weihnachten, Ostern und vielleicht 2-3 weiteren Gelegenheiten pro Jahr, sagen wir 10 Stunden/Jahr. Das ist quasi nichts.
Daraus kann man keine Scheinselbständigkeit drechseln. Die müssen nebenbei alle als Musiklehrer o.dgl. arbeiten.
Es kommt vielleicht noch in Betracht, dass ein Chorleiter 2 Chöre in einem Bistum betreut, aber die Termine für Auftritte sind ja auf Weihnachten und Ostern festgelegt. Da können sie hier um 9:00 Uhr singen, dort um 11:00 Uhr aber einen 3. Chor bekommt man da nicht unter.
8. Juni 2020 um 14:30 |
Das Erzbistum Freiburg hat 1.060 Pfarreien, macht schon mal knapp 2 Pfarreien pro Chorleiter. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Chor das ganze Jahr nur übt und nur zu Weihnachten oder einmal im Quartal auftritt, aber ich besuche natürlich auch weder Gottesdienste noch Chor-Aufführungen.
Wenn da nur ein paar Stunden pro Woche wegfielen, wäre ja auch die Verärgerung der 600 Chorleiter aus dem Artikel nicht recht nachvollziehbar.
Und zuguterletzt lässt ja die Antwort des Bistums selbst durchblicken, dass da zumindest teilweise im Grenzbereich zur Scheinselbstständigkeit gearbeitet wird.
Also falls jemand mehr weiß, bitte hier kommentieren.
8. Juni 2020 um 16:45
Ich musste 1,5 Jahrzehnte Gottesdienste besuchen, 2 pro Woche, Vater war im Kirchenchor, Mutter zeitweise, Bruder ebenfalls und ist jetzt oder war zwischenzeitlich in 1-2 Gemeinden Chorleiter (Personalmangel). Ein Onkel samt Tante war in einer anderen Gemeinde im Chor oder ist vielleicht noch.
Wenn Du die Sommerferien abziehst hast Du 45 Wochen, das macht bei 3 Auftritten 15 Doppelstunden Vorbereitung. Das ist Weihnachten, Ostern und 1 Sonderauftritt (Mitglied des Chors gestorben/geheiratet, 1225 Jahre Kirche zum Leiden Jesu). Auf 4 Auftritte lasse ich mich auch noch hochhandeln.
Wenn der Chorleiter vielleicht Akademiker ist (Musikstudium, oft sind die ja nebenbei Organist der Kirche) und 50€/h abrechnen, bzw. 100 die Woche sind das 400 im Monat. 400 € haben oder nicht haben macht schon was aus. Ich weiß nicht, was ein Klavierlehrer o.ä. pro Stunde nimmt, aber ich schätze 20-30. Echte Zahlen habe ich nicht.
(Zum thematisch zugehörigen Kommentar 3, Kinderchöre):
In der Gemeinde, in der ich groß wurde, gab es Anfang der 70er schon nicht genug Teilnehmer für einen Kinderchor. Das dürfte eine seltene Ausnahme sein.
Zum Thema/Beitrag selbst noch: Ja, was gibt denn die Kirche für Flüchtlinge aus? GIbt sie überhaupt was für die aus? Sicher machen die mal eine Kleider- oder Spielzeugsammlung, aber ansonsten läuft das alles über Caritas und Diakonie und wird von Kommunen gezahlt; die Kirche zahlt da nix. Das Bedürfnis der meisten Flüchtlinge, da Moslems, auf intensivere Zuwendung ist sicher auch begrenzt. Hier und da wurde mal Kirchenasyl organisiert, aber ich schätze das wurde alles aus zweckgebundenen Spenden finanziert, nicht aus dem allgemeinen Kirchenbudget.
(Um nicht noch einen neuen Post zu eröffnen hier dann noch zur Maus Frederik): Ich hatte die Geschichte bisher immer so verstanden, dass die Maus für Künstler steht, Schriftsteller, Maler, Musiker, Schauspieler, nicht für Pfaffen und Kirchen. Allerdings gibt es da Berührungspunkte.
Zu Frau Limperg: Die spricht ja von Menschenrechtenn, um die sich die Kirche angeblich kümmert, um Freiheiten. Das ist schon eine Freschheit! Da soll sie mal die ersten 20 Artikel des GG Artikel für Artikel durchgehen und erklären, wofür davon die sich die Kirche einsetzt und für wieviel davon sich auch schon von 1949 eingesetzt hat und bitte in welcher Konsequenz. Gleichheit von Mann und Frau etwa in Bezug auf das Priesteramt bei Katholiken – nicht nur Kaffeekränzchengelaber wo es nichts kostet.
8. Juni 2020 um 17:14
OK, danke! — Gegenprobe: Ich würde mal annehmen, dass die Kirche einen ganz erheblichen, wenn nicht den größten Anteil am Chorleiter-Business stellt. Für die Scheinselbstständigkeit kommt es ja nicht auf die Höhe des Umsatzes an, sondern darauf, dass nicht 5 Sechstel oder mehr vom gleichen Auftraggeber kommen. Was machen Chorleiter denn sonst noch? Geben die individuellen Gesangs- oder Musikunterricht?
8. Juni 2020 um 14:38 |
Plausibilitätsprüfung: „Im katholischen Dekanat Bruchsal gibt es rund 40 Kirchenchöre, die regelmäßig auf Dekanatsebene mit kirchenmusikalischen Veranstaltungen Gemeinschaft pflegen und zum Lobe Gottes und zur Erbauung der Gläubigen singen.“ (Quelle)
Wenn die Zahl 40 repräsentativ für ein Dekanat ist, gäbe es im Erzbistum Freiburg (bei 26 Dekanaten) 1.040 Chöre – also etwa einen Chor pro Pfarrei.
8. Juni 2020 um 14:40 |
Ich sehe gerade, dass ein Chor mehrere Teil-Chöre (z.B. Kinderchor) beinhalten kann. https://www.kath-w-h.de/html/content/chorgemeinschaften.html
8. Juni 2020 um 16:10 |
apropos goldenes Kalb:
bibleserver 2 Mos. 32:
So kenne ich das auch, dass die Israeliten ihren Privatschmuck opfern für einen Kultgegenstand, was in bedauerlichem Kontrast dazu steht, dass in der landläufigen Vorstellung das goldene Kalb meist zitiert wird, um materielles, egoistisches Handeln zu brandmarken.
P.S.: Das gesuchte Wort lautet: „beiläufig“. 🙂
Im Kontext Bedform-Storm: „couch-potato“. 🙂
8. Juni 2020 um 17:17 |
Und ich habe festgestellt, dass die Lutherübersetzung 1984 bei der Plünderung der Ägypter von silbernem und goldenem „Geschmeide“ spricht, während in der 2017-Übersetzung von „Gefäßen“ die Rede ist. Das hebräische Wort kann mal wieder alles Mögliche bedeuten – hier z.B. „Gegenstände“, „Artikel“. Es KANN auch „Gefäße“ bedeuten.
Der Grund, weshalb es 1984 „Geschmeide“ hieß, war vielleicht gerade die Stelle mit dem Goldenen Kalb, wo ja nur von Ohrringen oder Schmuck die Rede ist.
8. Juni 2020 um 17:18 |
Wenn ich nächstes Mal nicht auf ein Wort komme, werde ich den „user unknown“-Telefonjoker ziehen!
11. Juni 2020 um 16:23 |
Gut dass es euch gibt! Bitte immer weiter machen! Danke!
19. Juni 2020 um 20:19 |
Kardinal Kurt Kochs Antwort (im Vatican Magazin) auf Matthias Frage nach Corona als modernem Erdbeben von Lissabon: Gott tötet mittels Corona tausende von Menschen, um die von Johannes Paul II propagierte „Kultur des Lebens“ zu fördern:
https://de.catholicnewsagency.com/article/stunden-der-wahrheit-0932
20. Juni 2020 um 05:15 |
Sehr schöner Hinweis und Kommentar. Vielen Dank!