Prof. Dr. Gerald Urban, Professor für Sensoren an der Albert-Ludwigs-Universität entwickelt eigentlich diagnostische Werkzeuge für die Lebenswissenschaften und die Medizin. In diesem besonderen persönlich motivierten Vortrag aber beschäftigt er sich mit dem Wesen der Religion.
Ausgehend von den Zerstörung kultureller Stätten durch islamistische Organisationen wie den IS, den Taliban und den Boko Haram zeigt er überraschende Parallelen mit den frühen Christentum. Als Hobby-Historiker rückt er Nikolaus von Myra in ein kaum bekanntes Licht. Über Augustinus, Hieronymus, Justinian und Papst Gregor den Großen zeigt er den Einfluß christlicher Religion auf den abendländischen Kulturraum. Sein Fazit ist keineswegs schmeichelhaft.
Im zweiten Teil fragt er was Religion eigentlich ist. Anhand der Begrifflichkeiten Religion, Glaube und Religiosität versucht Herr Urban auf den Grund zu kommen, indem er auch die Neurotheologie zu Rate zieht: Gibt es im Gehirn ein Gottesmodul? Welche neurologischen Faktoren erklären religiöse Gefühle?
Im letzten Teil erarbeitet Herr Urban ein informationsbasiertes Modell für Religion aus seiner Erfahrung der Gehirnforschung, welches er als Grundlage für eine objektive Religionswissenschaft zur Diskussion stellt.
Schlagwörter: Gerald Urban, Geschichte des Christentums, Glaube, Ketzer 2.0, Ketzerpodcast, Neurotheologie, Nikolaus von Myrna, Religion, Religionswissenschaft, Religiosität, Vortrag
16. April 2017 um 20:15 |
Einwurf zum unvermeidlichen Säbelzahntiger:
Glaubt man Naturfilmern muss man sich um wilde Tiere nur wenige Sorgen machen, weil diese mehr Angst vor uns haben als wir vor denen. Sicher passt das nicht auf jede Situation und jedes Tier. Aber wenn es im Busch raschelt kann es ja auch ein Kaninchen sein, also Beute, so dass nicht Flucht sondern Angriff beim Überleben hilft.
17. April 2017 um 02:49 |
Der Punkt an dem bekannten Säbelzahntigerbeispiel ist doch, dass es nicht darauf ankommt, RICHTIG zu reagieren, sondern so, dass man ÜBERLEBT. Lieber 100mal vor den Kaninchen weglaufen als einmal nicht vor dem Säbelzahntiger. Genau aus diesem Grund sind unsere Intuitionen und Instinkte ja systematisch nicht so entwickelt, dass sie möglichst richtig sind, sondern möglichst überlebensfördernd. Man sollte sich also darüber klar sein, dass einem sein Gefühl nicht unbedingt das Richtige signalisiert.
17. April 2017 um 22:34
Ah – ich hätte „Antwort“ klicken sollen, statt einen neuen Kommentar zu schreiben. Siehe unten. 🙂
17. April 2017 um 22:29 |
Ich weiß tatsächlich wenig von Säbelzahntigern, aber was ich an Naturfilmen über Großkatzen gesehen habe, sagt mir, dass es, wenn es im Gebüsch raschelt, zu spät ist.
Der Tiger ist im Spurt schneller, er ist schneller auf dem Baum und stärker ist er auch. 2-3 Sätze und er hat Dich. Man muss so schnell sein wie eine Gazelle, um zu entkommen, und mit einem gehörigen Vorsprung ins Rennen gehen.
Wenn Du in einer Gruppe bist, mit speerartigen Stöcken, dann habt Ihr eine Chance.
Beim Rascheln zurückschrecken, das hilft gegen eine Schlange. Aber Wegrennen ist da übertrieben. Ein paar Meter sollten genügen.
So oder so geht es da um Reflexe und jeder Affe wird wohl die Raubtierflucht nach wenigen Sekunden abbrechen, wenn da einfach niemand folgt. Dass es eben doch oft nur der Wind war, sollte man schnell lernen und dann seine Fehldeutung ohne großes Theater korrigieren.
18. April 2017 um 04:16 |
Ich glaube, Du versteifst Dich zu sehr auf den Säbelzahntiger. Dieser steht doch nur als Beispiel für irgendeine Gefahr, speziell irgendeinen „Agenten“ (Mensch oder Tier), der das Geräusch ausgelöst haben könnte. Beim Säbelzahntiger mag Flucht oder Gegenwehr dann zwar zwecklos sein – das Geräusch könnte ja aber auch von einem anderen Tier oder einem Menschen verursacht worden sein. Oder von einem satten Säbelzahntiger.
Entscheidend ist, dass man hier nicht erst die Wahrscheinlichkeiten abschätzt, sondern sofort reagiert. Und weil man die Wahrscheinlichkeit eben nicht kennt, ist die Vermeidung von tödlichen Nicht-Fluchten evolutionär vorteilhaft.
19. April 2017 um 23:39
Wenn Du meinst, dass das Säbelzahntigerbeispiel nicht gut ist, solltest Du das nicht mir vorwerfen, der ich es kritisiere.
Unterschiedliche Gefahren in der Natur erfordern unterschiedliche Reaktionsweisen. Gegen Nilpferde hilft auf den Baum klettern, gegen Tiger nicht so.
Die Wahrscheinlichkeit schätzen wir, meine ich, ständig ab. Nicht in dem Sinne, dass wir einen Zahlenwert schätzen, aber wenn keine Abschätzung stattfindet, dann ist es nur noch ein Reflex wie bei der Fliege, die ins Auge zu fliegen droht. Es ist dann auch sinnlos darüber zu reflektieren, denn beim nächsten Mal müssen wir uns, wenn es ein Reflex ist, genauso verhalten.
Gut – wir müssen ja nicht wissen, dass das Nachdenken, ob unsere Reaktion gerechtfertigt war, unsere zukünftigen Reaktionen nicht beeinflussen kann; dass wir wieder so reagieren werden, weil wir uns selbst nicht verstehen.
Aber was soll die Raubtiergefahr überhaupt erklären? Wieso es sinnvoll ist hinter Knacksen im Gebüsch eine größere Macht zu vermuten? Wenn der Schreck vorüber ist lernt man doch gerade da, dass die Annahme häufig falsch ist.
Dass ein Hochwasser ein Dorf ausgelöscht hat oder eine unerklärliche Krankheit eine Person, das scheinen mir eher Motive zu sein transzendente Wesen mit Absichten herbeizufantisieren, die willentlich in unser Leben eingreifen, und die man mit den richtigen Geheimregeln vielleicht besänftigen kann.
18. April 2017 um 14:40 |
Der Gedanke ist wohl der, dass bei mangelnder Information sowohl eine positive Überinterpretation (Hase) wie auch, statistisch eher stärker gewichtet, eine negative Überreaktion (Tiger) Überlebensvorteile bietet. Je eher ich reagiere desto besser! In allen Fällen erhöhe ich die Aufmerksamkeit, nehme aber etwas wahr dass in den meisten Fällen real gar nicht existiert, aber dennoch Überlebensvorteile bietet! Dies ist der Grundgedanke den ich auch bei den mythologischen Weltmodellen sehe!
19. April 2017 um 23:47 |
Ich denke eher, dass man evolutionäre Vorteile hat, wenn man davon ausgeht, dass Wirkungen Ursachen haben und versucht die Ursachen zu beeinflussen um Wirkungen zu verhindern.
Nur brauchte man für die Entdeckung von Bakterien Mikroskope. Da ist der Nichtglaube an geheimnisvolle Gestalten, die unser Schicksal lenken, heute sehr viel einfacher als früher. Dass es überhaupt eine Ursache gibt war keine so dumme Vermutung – dass es ein sündhaftes Vorleben ist, das bestraft wird, war aber ein Irrtum. Systematisches Beobachten und Nachdenken hätten diesen auch früher aufdecken können.